Die berufliche Ausbildung nimmt eine wichtige Rolle für den Arbeitsmarkt, und folglich für die gesamte Wirtschaft, in Deutschland ein. Dabei steht der Ausbildungsmarkt vor enormen Problemen, die unsere wirtschaftliche Zukunft schwer belasten wird. Die Betriebe klagen lautstark über mangelndes Fachpersonal und finden zunehmend nicht ausreichend Auszubildende, um den Personalbedarf nachhaltig zu erfüllen, sodass immer mehr Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Gleichzeitig wächst die Zahl der Schüler und Schülerinnen, die die Schule verlassen und trotz Interesse keinen Ausbildungsplatz finden können. Gerade vor dem Hintergrund des akuten Fachkräftemangels ist es zwingend notwendig, das volle Erwerbspersonenpotential zu realisieren und dafür Sorge zu tragen, dass mehr erfolgreiche Ausbildungen stattfinden können. Statt die Probleme des Ausbildungssystems an den Ursachen anzugehen, bestehen die bisherigen Versuche der Politik aus nicht erfüllbaren Ausbildungsansprüchen, verschwenderischen Subventionsvorhaben, sowie tatenloser Bekundungen der Ausbildungsstärkung. Die beschlossene Ausbildungsabgabe der Bremer Regierung stellt dabei einen besonders schlechten, und sogar kontraproduktiven, Versuch dar für mehr Ausbildungsverhältnisse im Land Bremen zu sorgen. Anstatt strukturelle Probleme zu lösen, Ausbildungsberufe attraktiver zu machen und das volle Potenzial des Arbeitsmarktes nutzen wollen, versucht die Ausbildungsabgabe die Betriebe mit zusätzlichen finanziellen Belastungen zu bestrafen und zu mehr Ausbildungsverhältnissen zu nötigen. Anstatt den Standort Bremen immer unattraktiver zu machen, fordern wir als Junge Liberale Bremen, dass die Probleme unseres Ausbildungssystems grundsätzlich angepackt und gelöst werden. Anstatt staatlicher Orchestration wollen wir die überlegende Effizienz marktwirtschaftlicher Wettbewerbe wieder entfesseln, und die Interessen aktueller und zukünftiger Auszubildenden ins Zentrum der Ausbildungspolitik stellen.
Berufsorientierungsangebote an allen Schulformen ausbauen
Die wichtigsten Bausteine für den beruflichen Werdegang von Schülern und Schülerinnen stellen eine qualitativ hochwertige Berufs- und Karriereberatung im Rahmen der allgemeinbildenden Schulbildung, sowie die Möglichkeit zur Gewinnung von Einblicken in unterschiedliche Berufsfelder dar. Die bestehenden Angebote bleiben in quantitativer und qualitativer Hinsicht hinter allen berechtigten Erwartungen zurück. Die Angebote für die Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen müssen im alleinigen Interesse der Schüler und Schülerinnern harmonisiert, ausgebaut und verbessert werden.
- Die Angebote zur Berufs- und Karriereberatung müssen an den unterschiedlichen Schulen und Schularten im Land Bremen ausgeweitet und sinnvoll vereinheitlicht werden. Anforderungen an Berufseinblicke, Praktika, Karriereberatung und sonstigen Berufsorientierungsangeboten sind nur insofern zu unterschiedlich zu halten, sofern dies im direkten Zusammenhang mit der besuchten Schulform oder dem angestrebten Schulabschluss steht.
- Wir fordern zwei verpflichtende mehrwöchige Berufspraktika während der zweiten Hälfte der Sekundarstufe I an allen Schulformen. Persönliche Erfahrungen und Kontakt mit dem Arbeitsalltag stellen die beste Möglichkeit zur individuellen Berufsorientierung dar. Eine Einschränkung hinsichtlich der Berufe oder Branchen lehnen wir ab.
- Um freiwillige Praktika und Schnuppertage für interessierte Schüler und Schülerinnen zu erleichtern, sollen Schüler und Schülerinnen ab der 7. Jahrgangstufe einen Anspruch auf Freistellung vom Unterricht für bis zu 3 Wochen zum Zwecke von unentgeltlichen Praktika, die allein den Zweck derBerufsorientierung haben, erhalten. Prüfungsleistungen deren Fälligkeit in den betroffenen Zeitraum fallen, müssen trotzdem erbracht werden.
- Die innerschulische Berufsberatung muss sich verstärkt auf die individuellen Interessen, Talente und Fähigkeiten der Schüler und Schülerinnen fokussieren. Die gesamtwirtschaftlichen Bedürfnisse dürfen an dieser Stelle keine Beachtung finden.
- Wir fordern die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen und Unternehmen im Rahmen von Praktika und Projekttagen oder -wochen. Dabei darf es keine Einschränkung oder Bevor- bzw. Benachteiligungen einzelner Beschäftigungen, Branchen und Unternehmen geben, sofern dies nicht aus dem Jugendschutz hervorgeht.
- Möglichkeiten und Perspektiven zur Selbstständigkeit und Unternehmensgründung sollen aktiv im Rahmen der Berufsorientierung und Karriereberatung ebenfalls betrachtet werden. Die bestehende Beschränkung auf abhängige Arbeitsverhältnisse wird den Lebensrealitäten der Menschen nicht gerecht.
- Immer mehr junge Menschen haben eine Migrationsgeschichte, was sich möglicherweise negativ auf das Wissen und die Kenntnisse über die Ausgestaltung und die Möglichkeiten des deutschen Ausbildungssystems auswirken kann. Gerade hier ist es, auch aus Gesichtspunkten der Integration, besonders wichtig zusätzliche Angebote für die betroffenen Schüler und ggf. deren Eltern bereitzustellen, damit allen Schülern und Schülerinnen das gesamte Spektrum der Berufsangebote bekannt werden kann und der Übergang in den Arbeitsmarkt zusätzlich erleichtert wird.
Berufsausbildungen finanziell attraktiver machen
Die mangelnde Attraktivität von Berufsausbildungen begründet sich maßgeblich durch die finanziellen Umstände. Staatliche Vorschriften zu Mindestvergütungen und staatliche Finanzierung von betrieblichen Ausbildungen lehnen wir gleichermaßen ab. Stattdessen sind die Ausbildungsbetriebe gefragt sich im marktwirtschaftlichen Wettbewerb, um potenzielle Auszubildende durch attraktive Ausbildungsbedingungen durchzusetzen. Gleichzeitig muss der Staat es unterlassen die Ausbildungsvergütungen durch exorbitante Abgabenlasten abzuschöpfen, sowie zusätzliche Angebote, die sich direkt an die Auszubildenden richten zu schaffen. Im Sinne der angestrebten Gleichwertigkeit von Ausbildung und Studium, ist dabei auf eine hinreichende Äquivalenz zwischen Auszubildenden und Studierenden zu achten.
- Wir stehen zur kompetitiven Marktwirtschaft und betrachten es im Wettbewerbsinteresse als Verantwortung der Ausbildungsbetriebe, potenzielle Auszubildenden für die Unternehmen und die Berufe bzw. Branche zu begeistern. Eine staatliche Einflussnahme oder Förderung einzelner Unternehmen oder Branchen lehnen wir grundsätzlich ab.
- Die gezahlten Ausbildungsvergütungen sind grundsätzlich von der Sozialabgabenpflicht zu befreien, um duale Ausbildungen finanziell attraktiver zu machen, ohne die Ausbildungsbetriebe zusätzlich zu belasten.
- Wir bekräftigen unsere Forderung danach, Studentenwohnheime grundsätzlich auch für Auszubildende zu öffnen, damit auch Auszubildende Zugang zu günstigerem Wohnraum erhalten. Daneben sind weiterhin zusätzliche Kapazitäten der Wohnheime zu schaffen.
- Die Kosten für alle Aus- und Weiterbildungen, sowie ausdrücklich für die Erstausbildung, müssen vollständig und der Höhe nach unbegrenzt, von der individuellen Einkommensteuer als normale Werbungskosten abgesetzt werden können. Alle Aus- und Weiterbildungskosten stehen in einem direkten Zusammenhang zu der entsprechenden Erwerbstätigkeit und müssen den Besteuerungsgrundsätzen nach absetzbar sein.
- Als Junge Liberale fordern wir weiterhin ein elternunabhängiges Bafög, dass gleichermaßen für Studierende, sowie berufliche und schulische Auszubildende zugänglich ist.
Allgemeine Bildungsvoraussetzungen und Berufsschulen stärken
Die Ausbildungsbetriebe beklagen seit langem sich zunehmend verschlechternde Bildungsvoraussetzungen, sodass vermehrt Aufwand in das Aufholen von Bildungsinhalten und -fähigkeiten gesteckt werden muss, die ursprünglich durch den allgemeinen Bildungsauftrag der Schulen erfüllt werden müsste. Auch scheitern viele potenzielle Ausbildungsverhältnisse an den verschlechterten Bildungsstand von Schulabgängern. Die Verantwortung liegt hierbei alleine beim ruinösen staatlichen Schulsystem. Deswegen muss zur Verbesserung des allgemeinen Bildungsniveaus direkt in den Schulen angesetzt werden, wobei eine Stärkung der Berufsschulen auch vor diesem Hintergrund von besonderer Bedeutung ist, um bestehende Defizite wieder aufzuholen.
- Immer häufiger scheitern Ausbildungen an fehlender Grundbildung oder einem Mangel an allgemein-berufsvorbereitenden Fähigkeiten. Hierzu muss gerade in diesen Bereichen die Bildung in den allgemeinbildenden Schulen drastisch verbessert werden. Sofern notwendig sind finanzielle, personelle und zeitliche Kapazitäten zu diesem Zwecke zu verstärken, indem die Kapazitäten insbesondere im ideell-kreativem Bereich eingespart werden.
- Wir fordern die Einrichtung geeigneter Förderprogramme für ehemalige Schüler und Schülerinnen von Bremer Schulen, die explizit die Defizite durch das mangelhafte Schulsystem und die Lücken in der Grundbildung aufholen sollen.
- Es müssen mehr Lehrerstellen an berufsbildenden Schulen geschaffen werden, sowie die Ausbildungsqualität durch Weiter- und Fortbildungen drastisch verbessert werden. Gerade an berufsbildenden Schulen sollte vermehrt auf praxiserfahrene Quereinsteiger gesetzt werden.
- Dauerhaft müssen zusätzliche finanzielle Mittel für die Berufsschulen bereitgestellt und langfristig zugesichert werden, damit stärker in die marode Infrastruktur und die Ausstattung der Berufsschulen investiert werden kann.
- Auch im schulischen Teil der Berufsausbildung muss die Bildung weitestgehend durch digitale Technologien und Methoden unterstützt werden. Es ist dafür Sorge zu tragen, dass die Berufsschulen in Ausstattung und Lehrkompetenz vollständig digital ausgestattet werden. Der Digitalpakt muss ausgeweitet und auch für Berufsschulen zugänglich gemacht werden.
Ausbildungsvorschriften modernisieren und flexibilisieren
Die realen Bedingungen, unter denen berufliche Ausbildungen stattfinden, sowie aktuelle Trends und Entwicklungen finden stehen zunehmend im Kontrast zu den tatsächlichen rechtlichen Rahmenbedingungen. So wie sich die allgemeine Arbeitswelt verändert hat, ist es zwingend notwendig, dass diese Veränderungen auch für berufliche Ausbildungen verstärkt ermöglicht werden. Als Junge Liberale fordern wir angemessene Rechtsvorschriften, die einer modernen Arbeitswelt auch in Hinblick auf die Berufsausbildungen gerecht werden.
- Wir fordern das Homeoffice und mobiles Arbeiten im Rahmen der Vorschriften zu Berufsausbildungen insofern erleichtert wird, als dass die Möglichkeit und Umsetzung allein zwischen dem Ausbildungsbetrieb und dem Auszubildenden vereinbart werden. Staatliche Vorschriften dürfen der ortsunabhängigen Ausbildung nicht im Wege stehen.
- Auch für berufliche Ausbildungen müssen die Arbeits- und Berufsschulzeiten so weit wie möglich flexibilisiert werden. Somit können Ausbildungsbetriebe und Auszubildende besser nach den vorliegenden Umständen planen und im Ergebnis eine bessere und individuellere Ausbildung ermöglichen. Besondere Aspekte des Jugendschutzes, die bei beruflichen Ausbildungen regelmäßig relevant sind, sollen hierbei unberührt bleiben.
Alle staatlichen Vorschriften müssen auf den Prüfstand und hinsichtlich der Angemessenheit in der modernen Arbeitswelt, sowie dem bürokratischen Aufwand für Betriebe, Auszubildenden, Kammern und staatlichen Institutionen kritisch hinterfragt werden. Dabei muss es das ausdrückliche Ziel die staatlichen Vorschriften im Interesse des Bürokratieabbaus wo immer möglich zu reduzieren, und die zugrundeliegenden Verfahren so aufwandsarm wie möglich, digital, zu gestalten.